Tiere in der Kunstgeschichte – vom Symbol zum fühlenden Wesen
- Barbara Djassemi
- 16. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Okt.

Tiere gehören zu den ältesten Motiven der Kunst. Lange bevor Menschen Worte fanden, malten sie Tiere – als Beute, als Begleiter, als Kräfte, die sie umgaben. Die Malereien von Lascaux oder Altamira erzählen von Achtung und Beobachtung, von der frühen Erkenntnis, Teil einer lebendigen Welt zu sein. Seitdem hat sich die Beziehung zwischen Menschen und Tieren in der Kunstgeschichte immer wieder verändert – von der Verehrung über die Nutzung bis zur stillen Verbundenheit.
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Pferde – Bewegung, Macht und Mythos
Kaum ein Tier ist so eng mit der Geschichte der Darstellung verbunden wie das Pferd. Michael Imhof zeigt in Pferde in der Kunst – von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, wie Künstler über Jahrtausende versuchten, die Eleganz und Energie des Pferdes zu erfassen.In der Antike stand es für Stärke und Herrschaft, in der Renaissance für Anmut und Disziplin, im Barock für Glanz und Repräsentation.Das reich bebilderte Buch führt eindrucksvoll vor Augen, wie unterschiedlich Künstler dieses Motiv interpretierten – vom heroischen Reiterstandbild bis zur stillen Studie eines Tieres in Bewegung.Ein Titel für alle, die Kunstgeschichte und die Schönheit der Form gleichermaßen lieben.

Katzen – vom göttlichen Wesen zur Ikone der Intimität
Alix Paré verfolgt in Cats in Art den Weg der Katze von der ägyptischen Gottheit bis zur Pop-Art-Ikone.Katzen verkörpern Unabhängigkeit und Rätselhaftigkeit, oft mit einem stillen Humor.In der Kunst der Renaissance tauchen sie in häuslichen Szenen auf – als Teil des Alltags, aber nie ganz greifbar.Später wird die Katze zum Sinnbild für Selbstbestimmung und Eleganz, bis sie in der Gegenwartskunst – von Warhol bis Kusama – fast zur ironischen Selbstreflexion wird.Parés Bildband ist eine Reise durch 30 000 Jahre Kunst – klug, abwechslungsreich und so ästhetisch gestaltet, dass man ihn am liebsten aufgeschlagen liegen lässt.

Hunde – Nähe, Treue und das vertraute Gegenüber
Susie Green zeigt in Dogs in Art, wie Künstler Hunde über Jahrhunderte hinweg als Gefährten, Beschützer und Spiegel des Menschen ins Bild setzten.In höfischen Porträts verkörpern sie Treue und Status, in der Malerei des 19. Jahrhunderts Nähe und Gefühl.Der Hund steht selten für sich allein – er deutet auf den Menschen, auf Beziehung und Verlässlichkeit.Dieses Buch ist zugleich Kunstgeschichte und Liebeserklärung: reich an Bildmaterial, leicht zu lesen und voller Entdeckungen, die man beim nächsten Museumsbesuch wiederfindet.

Franz Marc – das Tier als fühlendes Wesen des Expressionismus
Hervorheben möchte ich vor allem den Bedeutungwechsel der Tiere vom Symbol zum Subjekt in der Moderne. Jetzt rückt das Innere des Tieres in den Fokus: Empfindung, Präsenz, Persönlichkeit.Tiere werden nicht nur dargestellt, sondern angesprochen – als Mitwesen.
Während noch andere Künstler der Moderne Tiere als Form, Farbe oder Bewegung erforschten, verstand Franz Marc sie als Wesen mit eigenem Empfinden.In seinem Werk kulminiert die Entwicklung von der Darstellung zum Mitgefühl – ein Bruch mit der Tradition und Beginn einer neuen Sicht auf das Lebendige.
Als zentraler Vertreter des Expressionismus begreift Franz Marc Tiere als Teil einer beseelten Natur.Tierschicksale (Insel-Bücherei) öffnet Einblick in seine Gedankenwelt: Farben als Empfindungen, Tiere als Wahrnehmung jenseits des bloßen Abbilds.Blaue Pferde, rote Rehe, gelbe Kühe – keine Naturstudien, sondern Verdichtungen von Gefühl.Das schmale, pointierte Buch vermittelt prägnant, warum Marcs Tiere bis heute berühren.

Heute – Tiere als Erzähler
Auch in der Gegenwart sind Tiere in der Kunst präsent – oft nicht mehr als Symbole, sondern als Charaktere. In meinen eigenen Serien wie Morning Mood, Mini-Zoo, Daily Dogs, Naschkatzen oder Puppy Tales greife ich diese Tradition auf:Tiere als Erzähler kleiner Geschichten, als eigenständige Persönlichkeiten, die uns mit Humor, Würde oder stiller Präsenz begegnen.Vielleicht liegt genau darin ihr zeitloser Reiz – sie erinnern uns an etwas, das wir längst kennen, aber oft vergessen.
Empfohlene Bücher
Fazit
Tiere begleiten die Kunst, seit sie existiert – nicht als Dekoration, sondern als Spiegel unserer eigenen Wahrnehmung.Wer sich auf diese Bücher einlässt, entdeckt nicht nur großartige Werke, sondern vielleicht auch ein Stück des Staunens wieder, das die ersten Künstler vor Tausenden von Jahren empfanden.




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